Parodontitis
Parodontalerkrankungen
Was ist eine Parodontitis?
Parodontalerkrankungen betreffen den Zahnhalteapparat, also die stützenden Gewebe der Zähne. Die beiden häufigsten Formen sind Gingivitis und Parodontitis.
Gingivitis
Gingivitis ist das Anfangsstadium parodontaler Erkrankungen. Bei einer Gingivitis ist das Zahnfleisch gerötet, geschwollen und blutet sehr leicht beim Zähneputzen. Wenn eine Gingivitis nicht behandelt wird, kann sie sich zu einer Parodontitis entwickeln und zu einem irreversiblen Verlust der stützenden Gewebe der Zähne führen: des Knochens, des parodontalen Halteapparats und des Zahnfleischgewebes.
Parodontitis
Parodontitis ist eine durch Bakterien ausgelöste Entzündungserkrankung. Bei empfindlichen Personen führt diese Entzündung zu einem Knochenabbau um die Zähne. Das Zahnfleisch löst sich von den Zähnen, es bilden sich Zahnfleischtaschen, in denen sich die Infektion ausbreitet. Mit fortschreitender Erkrankung werden die Zähne locker und fallen schließlich aus.
Wenn wir die Anzeichen und Stadien dieser Erkrankungen verstehen, können wir frühzeitig eingreifen und schwerwiegende Komplikationen verhindern.
Wie erkenne ich, ob ich eine Parodontitis habe?
Parodontitis beginnt immer mit einer Entzündung des Zahnfleisches, der sogenannten Gingivitis. Sie können Zahnfleischbluten beim Zähneputzen bemerken – eines der ersten Anzeichen.
Ihr Zahnfleisch kann gerötet und geschwollen erscheinen, und es kann sich bakterieller Zahnbelag auf den Zähnen bilden. Wenn eine Gingivitis nicht behandelt wird, kann sie sich zu einer Parodontitis entwickeln – oft ohne deutliche Warnzeichen.
Anzeichen und Symptome
Mit der Zeit können jedoch folgende Veränderungen auftreten:
- Zunehmendes Zahnfleischbluten, ausgelöst durch Zähneputzen, Essen oder sogar spontan
- Mundgeruch
- Verschiebung der Zahnstellung im Kiefer
- Zahnverlängerung durch Zahnfleischrückgang
- Manchmal Schmerzen
Raucher können aufgrund der Wirkung von Nikotin auf die Blutgefäße weniger Zahnfleischbluten bemerken – das kann den Krankheitsverlauf verschleiern.
Früherkennung
Oft wird eine Parodontitis erst im Alter von 40 oder 50 Jahren erkannt – wenn bereits erhebliche Schäden vorhanden sein können. Ein Parodontologe kann jedoch bei einer klinischen Untersuchung viel früher Anzeichen der Erkrankung feststellen.
Durch Achtsamkeit und regelmäßige Besuche bei einem Fachzahnarzt können Sie frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um die Parodontitis zu behandeln, bevor sie größeren Schaden anrichtet.
Was sind die Ursachen einer Parodontitis?
Ein gesunder Mund beherbergt über 700 verschiedene Bakterienarten. Die meisten davon sind völlig harmlos und leben in Harmonie mit ihrem Wirt. Wenn jedoch die Zähne nicht ausreichend gereinigt werden, lagern sich bakterielle Beläge am Zahnfleischrand ab und bilden Plaque. Dies schafft günstige Bedingungen für die Vermehrung schädlicherer Bakterien. Auch die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers spielen dabei eine wichtige Rolle.
In jedem Fall ist es die Ansammlung von Bakterien, die eine Parodontitis verursacht.
Wie entwickelt sich eine Parodontitis?
Wenn Sie Ihre Zähne nicht richtig putzen, bleibt weicher bakterieller Zahnbelag auf den Zähnen haften. Mit der Zeit lagern sich darin Mineralien ab, wodurch harter Zahnstein entsteht. Der Zahnstein fördert dann das Wachstum des bakteriellen Belags in Richtung Zahnwurzel.
Mit fortschreitender Entzündung löst sich das Zahnfleisch von der Wurzel. Es entsteht ein Spalt – eine sogenannte Zahnfleischtasche – zwischen Zahn und Zahnfleisch. Diese Tasche bietet schädlichen Bakterien einen idealen Lebensraum, in dem sie sich vermehren und die Erkrankung verschlimmern können. In ihrer neuen Umgebung setzen die Bakterien Toxine frei – Stoffwechselprodukte, die die Abwehrmechanismen des Körpers zusätzlich anregen.
Der Schweregrad und die Geschwindigkeit des Fortschreitens einer Parodontitis hängen von mehreren Faktoren ab:
- Der Anzahl und Art der vorhandenen Bakterien
- Der Stärke der körpereigenen Abwehrmechanismen
- Dem Vorhandensein bestimmter Risikofaktoren
Zusammengefasst: Eine gute Mundhygiene ist entscheidend, um Zahnsteinbildung und das Fortschreiten der Parodontitis zu verhindern.
Welche Faktoren begünstigen das Auftreten und das Fortschreiten einer Parodontitis?
Bestimmte Risikofaktoren können die Abwehrkräfte des Körpers zusätzlich schwächen und den Krankheitsverlauf beschleunigen. Ebenso beeinflussen bestimmte Medikamente wie Blutdrucksenker, Vasodilatatoren und Immuntherapien die Entzündungsreaktion und machen Patienten anfälliger für Gingivitis.
Rauchen
Raucher leiden deutlich häufiger unter parodontalen Problemen. Studien haben gezeigt, dass Tabakkonsum einer der bedeutendsten Risikofaktoren für die Entstehung und das Fortschreiten parodontaler Erkrankungen ist.
Diabetes
Menschen mit Diabetes entwickeln häufiger Parodontalerkrankungen.
Weitere Erkrankungen
Andere Krankheiten, die das Entzündungssystem des Körpers beeinflussen, verschlechtern ebenfalls die Zahnfleischgesundheit – z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder rheumatoide Arthritis. Krankheiten, die das Immunsystem betreffen – wie Leukämie oder AIDS – können den Zustand des Zahnfleisches stark verschlechtern.
Genetik
Manche Patienten entwickeln trotz sehr guter Mundhygiene häufiger Parodontitis. Dies kann genetisch bedingt sein.
Stress
Stress kann die Fähigkeit des Körpers zur Abwehr von Infektionen verringern. Forschungen haben gezeigt, dass Stress die Anfälligkeit des Wirts gegenüber Infektionen erhöht.
Bruxismus
Zähneknirschen (Bruxismus) übt übermäßige Kräfte auf das Zahnhaltegewebe aus und kann den Abbau des Zahnhalteapparates beschleunigen.
Ernährung
Ihre Ernährung wirkt sich auf Ihre Mundgesundheit aus. Eine Ernährung mit wenig essenziellen Nährstoffen schwächt das Immunsystem und erschwert es dem Körper, Infektionen zu bekämpfen.
Was sind die Folgen einer Parodontitis?
Parodontitis ist die Hauptursache für Zahnverlust. Wenn die Entzündung des Zahnhalteapparates nicht gestoppt wird, werden die stützenden Strukturen der Zähne zerstört, einschließlich des umgebenden Knochens. Dadurch lockern sich die Zähne, fallen aus oder müssen gezogen werden. Weitere Probleme, die Patienten erleben können, sind schmerzhafte Abszesse, Zahnwanderungen, die das Essen erschweren, und unästhetische Zahnverlängerungen mit freiliegenden Wurzeln.
Auswirkungen unbehandelter Parodontalerkrankungen auf die allgemeine Gesundheit
Unbehandelte Parodontalerkrankungen können auch Ihre allgemeine Gesundheit beeinträchtigen. Sie erhöhen das Risiko für:
- Komplikationen während der Schwangerschaft, wie Präeklampsie, Frühgeburten und niedriges Geburtsgewicht
- Verschlechterung von Diabetes
- Herzerkrankungen
- Schlaganfälle
- Lungenerkrankungen
- Erektionsstörungen
Wie wird eine Parodontitis behandelt?
Hauptziel
Wir streben an, die Reizstoffe und pathogenen Bakterien zu beseitigen, die Entzündungen des Zahnfleisches und des Zahnhalteapparats verursachen.
Nicht-chirurgische Parodontalbehandlung
Oft beginnen wir die Behandlung parodontaler Erkrankungen mit einer ätiologischen Therapie. Dieser Ansatz umfasst eine vollständige Zahnsteinentfernung und Wurzelglättung im gesamten Mund sowie die Optimierung der Mundhygienetechniken. Nach dieser Behandlung und einer effektiven Mundhygiene beobachten wir in der Regel eine deutliche Verbesserung des Zahnfleischzustands: das Zahnfleisch schwillt ab, wird fester und haftet wieder besser an den Zähnen, wodurch die Tiefe der Zahnfleischtaschen reduziert wird.
Chirurgische Parodontalbehandlung
Bei fortgeschrittenen Fällen führen wir korrigierende chirurgische Maßnahmen durch. Die Ziele dieser Behandlungen sind unter anderem:
- Zugang zu den Wurzeloberflächen bei tiefen Taschen
- Entfernung von Zahnstein
- Beseitigung tiefer Entzündungen
- Reduzierung der Taschentiefe
- Regeneration des Zahnhalteapparats
Wir wenden auch weitere chirurgische Verfahren an, um freiliegende Wurzeln zu bedecken und Zahnfleischrückgänge zu behandeln, z. B. durch Zahnfleischtransplantationen. Weitere Methoden können die Parodontaltherapie ergänzen, wie Kieferorthopädie zur Zahnbewegung oder der Ersatz fehlender bzw. zu entfernender Zähne durch verschiedene prothetische oder implantatbasierte Lösungen.
Parodontale Nachsorge (Maintenance)
Nach der Behandlung der Erkrankung setzen wir eine parodontale Erhaltungstherapie (Maintenance) um. Dieser Schritt ist entscheidend für die langfristige Gesundheit des Zahnhalteapparats. In diesen Sitzungen kontrollieren wir mögliche Rückfälle und greifen frühzeitig ein. Außerdem stärken wir die Mundhygienetechniken und führen eine gründliche Reinigung durch, um Plaque und schwer zugängliche Ablagerungen zu reduzieren. In der Regel finden diese Sitzungen alle 3 bis 4 Monate statt.
Eine parodontale Erkrankung lässt sich gut behandeln. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, der vom Parodontologen vorgeschlagenen Behandlung zu folgen und die Bakterienplaque, die den Krankheitsprozess auslöst, durch ausgezeichnete Mundhygiene zu entfernen.