Knochenaufbau in der Implantologie
Knochenrekonstruktion für Zahnimplantate
Warum ist ein Knochenaufbau notwendig?
Für das Einsetzen und die langfristige Stabilität eines Zahnimplantats ist eine ausreichende Menge an Knochengewebe unerlässlich.
Bei unzureichendem Knochenangebot muss das fehlende Volumen wieder aufgebaut werden.
Dazu wird ein Knochenaufbau entweder vor dem Einsetzen des Implantats (präimplantologisch) oder gleichzeitig mit der Implantation (periimplantologisch) durchgeführt.
Verschiedene Arten von Materialien für den Knochenaufbau:
Wir verfügen über verschiedene Materialien und Techniken zur Durchführung eines Knochenaufbaus. Die Auswahl richtet sich nach der verwendeten chirurgischen Methode und den Wünschen der Patientinnen und Patienten.
Autogener Knochen
Hierbei verwenden wir körpereigenen Knochen des Patienten. Dafür ist eine Entnahme an einer zweiten chirurgischen Stelle erforderlich – meist im Bereich des Unterkiefers. Dieser Eingriff dauert länger und verursacht mehr postoperative Beschwerden, da zwei Operationsstellen betroffen sind.
Allogener Knochen
Hierbei verwenden wir menschlichen Spenderknochen. In der Regel stammt dieser aus Oberschenkelknochen (Femurköpfen) anderer Patienten. Das Knochenmaterial wird speziell behandelt, um mögliche Krankheitserreger zu eliminieren – dadurch verliert es jedoch auch einige biologische Eigenschaften. Der chirurgische Eingriff ist kürzer, die Resultate können jedoch variieren.
Knöcherne Biomaterialien
Wir verwenden knöcherne Biomaterialien als Ersatz für körpereigene Knochentransplantate.
Dieser chirurgische Eingriff ist weniger zeitaufwendig, erfordert jedoch eine angepasste chirurgische Technik.
Wir setzen Biomaterialien unterschiedlicher Herkunft ein:
Xenogene – tierischen Ursprungs
Diese Biomaterialien stammen hauptsächlich von Rindern. Das Knochenmaterial wird so aufbereitet, dass jegliches Risiko einer Kontamination ausgeschlossen wird. Mit über 20 Jahren Erfahrung und zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen gehören diese Materialien heute zu den bevorzugten Optionen. Sie ermöglichen kürzere Eingriffe mit gut reproduzierbaren Ergebnissen.
In der Clinique Dentaire Névé verwenden wir hauptsächlich Biomaterialien der Marke Geistlich Pharma – dem Hersteller mit der höchsten Anzahl an wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
Synthetische Materialien
Diese Biomaterialien werden chemisch hergestellt. Sie weisen jedoch eingeschränkte biologische Eigenschaften und uneinheitliche Ergebnisse auf, weshalb sie nur sehr selten zum Einsatz kommen.
Wachstumsfaktoren
Kleine Eiweiße, sogenannte Wachstumsfaktoren, können bestimmte Prozesse wie die Wundheilung und die Knochenneubildung beschleunigen. In Europa und vielen anderen Ländern dürfen sie jedoch aufgrund geltender Vorschriften nicht verwendet werden.
Einige Protokolle oder Biomaterialien behaupten, solche Faktoren zu enthalten – bislang gibt es jedoch keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege, die ihren Einsatz rechtfertigen würden.
Gibt es Alternativen zum Knochenaufbau?
In bestimmten Fällen verwenden wir kurze oder schmale Zahnimplantate, um einen Knochenaufbau zu vermeiden.
Dank neuer technologischer Entwicklungen verfügen diese kleinformatigen Implantate über sehr gute mechanische Eigenschaften.
Allerdings sind sie nicht für alle Situationen mit geringem Knochenvolumen geeignet und müssen individuell angepasst werden.
Die verschiedenen Techniken zur Knochenrekonstruktion:
In manchen Fällen führen wir eine Knochenrekonstruktion in der Höhe und/oder Breite durch. Dafür stehen uns zahlreiche Techniken zur Verfügung.
Je nach Art, Volumen und Lage des Knochendefekts wenden wir gezielt geeignete Verfahren an. So wählen wir immer die am besten geeignete Methode für den jeweiligen Fall aus.
Bei ausgeprägtem Knochendefizit führen wir den Knochenaufbau in der Regel vor dem Einsetzen des Implantats durch. Danach warten wir 4 bis 9 Monate, damit der Knochen sich stabil und ausreichend regenerieren kann. Diese Wartezeit ist entscheidend, um die spätere Stabilität des Implantats zu gewährleisten.
Bei mäßigem Knochenmangel hingegen führen wir die Knochenrekonstruktion und die Implantation in einem einzigen Eingriff durch. Das spart Zeit und vereinfacht den Ablauf für den Patienten.
Unsere Techniken zur Knochenrekonstruktion passen wir individuell an jede Situation an – für optimale Ergebnisse dank präziser und bewährter Methoden.
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Erhalt des Extraktionsalveolen-Volumens
Nach der Entfernung eines Zahns kommt es zwangsläufig zu einem Rückgang des Knochenvolumens. Dieser Volumenverlust kann die spätere Implantation oder die Langzeitstabilität eines Zahnimplantats beeinträchtigen. Glücklicherweise stehen uns spezielle Verfahren zur Verfügung, um diesem Knochenabbau entgegenzuwirken.
Bei einer atraumatischen Zahnextraktion füllen wir die Extraktionsalveole mit einem Biomaterial. Anschließend wird dieses mit einer Kollagenmembran oder einem Weichgewebstransplantat abgedeckt.
Mit dieser Methode erhalten wir ein ausreichendes Knochenvolumen für das spätere Setzen eines Zahnimplantats. So können in den meisten Fällen aufwendige spätere Knochenaufbauten vermieden werden.
Klinischer Fall
Zahnextraktion mit Erhalt der Alveole
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Sinusbodenanhebung (Sinuslift)
Die Kieferhöhle (Sinus) ist ein Hohlraum im Oberkieferknochen oberhalb der Prämolaren und Molaren. Nach der Extraktion dieser Zähne ist die verbleibende Knochenhöhe unterhalb des Sinus oft unzureichend für das Setzen von Zahnimplantaten. Um dies auszugleichen, führen wir eine sogenannte Sinusbodenanhebung durch – auch Sinuslift oder interne Sinusaugmentation genannt.
Dabei wird die Kieferhöhlenschleimhaut vorsichtig angehoben und ein Biomaterial darunter eingebracht, das sie in der gewünschten Position hält. In diesem Hohlraum kann sich neues Knochengewebe bilden, da sich Ihre körpereigenen Knochenzellen in diesem Bereich regenerieren. In der Regel entsteht so innerhalb von 4 Monaten genügend Knochenvolumen.
Für die Sinusbodenanhebung stehen zwei Haupttechniken zur Verfügung:
Lateraler Zugang (Tatum-Technik)
Diese Methode wird vor allem bei starkem Knochenverlust eingesetzt. Dabei erfolgt der Zugang seitlich zur Knochenkante (Kamm). Die Technik ist sehr zuverlässig und gut reproduzierbar. In den meisten Fällen ist jedoch das gleichzeitige Einsetzen des Implantats nicht möglich.
Axialer Zugang (Summers-Technik)
Diese Methode eignet sich bei moderatem Knochenverlust. Der Zugang erfolgt direkt über den Bohrkanal des Implantats im Kieferkamm. Diese Technik ist minimalinvasiv, schneller durchführbar und verursacht nur geringe postoperative Beschwerden. Häufig kann das Implantat dabei gleichzeitig eingesetzt werden.
Zusammenfassend ist die Sinusbodenanhebung ein entscheidender Schritt, um ein ausreichendes Knochenvolumen für die sichere Implantation zu schaffen. Ob über den lateralen oder axialen Zugang – wir sorgen für eine stabile und langfristige Basis für Ihre Implantate.
Klinischer Fall
Sinuslift über lateralen Zugang
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Geführte Knochenregeneration (GBR – Guided Bone Regeneration)
Die geführte Knochenregeneration wird eingesetzt, um einen Raum für das Knochenwachstum zu schaffen, in dem Ihre körpereigenen Zellen neuen Knochen bilden können. Dazu verwenden wir knöcherne Biomaterialien, die je nach Fall auch mit körpereigenem Knochenspänen gemischt werden. Dieses Material wird in einem durch eine synthetische oder kollagene Membran geschaffenen Hohlraum stabilisiert.
Diese Technik, die in den letzten Jahren intensiv erforscht und weiterentwickelt wurde, variiert je nach Ausgangssituation. Sie ist technisch anspruchsvoll und erfordert die Erfahrung eines spezialisierten Chirurgen. Dennoch liefert sie sehr hochwertigen Knochen in großer Menge – und das ohne die Entnahme von größeren Knochenblöcken aus einem zweiten Entnahmeort.
In bestimmten Fällen kann das Zahnimplantat gleichzeitig mit der geführten Knochenregeneration gesetzt werden. Dadurch lässt sich die Behandlungszeit verkürzen und die Anzahl der Eingriffe für den Patienten reduzieren.
Klinischer Fall
Einfache horizontale geführte Knochenregeneration
Klinischer Fall
Vertikale geführte Knochenregeneration
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Knochentransplantation
Bei einer Knochentransplantation verpflanzen wir ein Knochenfragment auf die gewünschte Stelle.
Dabei kann entweder körpereigener Knochen (Autograft) oder ein allogener Knochenblock von einem menschlichen Spender verwendet werden.
Der Knochenblock wird mit kleinen Schrauben am zu augmentierenden Bereich fixiert. Nach etwa 4 Monaten ist der transplantierte Block mit dem Kieferknochen verwachsen. Zu diesem Zeitpunkt kann das Implantat in ausreichendem Knochenvolumen eingesetzt werden.
Diese Techniken setzen wir seit vielen Jahren erfolgreich ein. Unsere Erfahrung zeigt, dass autogene Transplantate hochwertigen und ausreichend dimensionierten Knochen liefern. Allerdings ist dafür eine Entnahme an einer zweiten Körperstelle notwendig.
Allogene Transplantate hingegen erfordern kein zweites Operationsfeld, liefern aber teilweise weniger konstante Ergebnisse.
Klinischer Fall
Autogene Auflagerungstransplantation